Tipps für Jung und Alt: Aktiv werden gegen die Einsamkeit

Einsamkeit ist weit verbreitet und hat sich durch die Coronakrise nochmals verschärft. Wer sich isoliert und einsam fühlt, ist nicht nur psychisch belastet, sondern wird irgendwann krank. Einsamkeit gilt inzwischen als Gesundheitsrisikofaktor, ähnlich wie Rauchen oder Übergewicht.  Julia Schweiger, psychologische Beraterin bei Mavie, gibt Tipps, wie sich Einsamkeit überwinden lässt. 

Vier junge Menschen beim Picknick im Grünen
Adobe Stock

Sie vermissen das Gefühl von Nähe, Zugehörigkeit und Verbundenheit: Kinder und Jugendliche leiden unter Einsamkeit genauso wie Erwachsene. Die „Heilmittel“ können je nach Generation variieren.

Kinder und Jugendliche

Jugendliche brauchen den Kontakt zu Gleichaltrigen für ihre gesunde psychosoziale Entwicklung. Was ihnen jetzt helfen kann:

  • Rahmen für anregende Erlebnisse

  • Ob in freier Natur oder auf dem Spielplatz: Kleinere Kinder wollen sich ganz auf neue, schöne Erlebnisse einlassen können. Eltern sollten deshalb für sichere Begegnungszonen und eine unbeschwerte Zeit sorgen. Gehen Sie gemeinsam in die Natur, treffen Sie sich mit anderen Familien auf Spielplätzen. Eröffnen Sie Ihren Kindern neue Erlebnisse und Erfahrungsbereiche: Das Leben ist ein Abenteuer!

  • Chillen im Freundeskreis

  • Schulkinder und Jugendliche brauchen ausreichend direkten Kontakt zu Gleichaltrigen. Dabei sollte endlich der Spaßfaktor zum Zug kommen: Gemeinsame Erlebnisse und Unternehmungen verbinden und fördern das Gemeinschaftsgefühl. Zeit, endlich wieder zu leben.

  • Gesunder Mix aus Offline- und Online-Zeiten

  • Auch wenn Online-Medien viele Vorteile bieten und Einsamkeit überwinden helfen, können sie persönliche Begegnungen und Aktivitäten nicht komplett ersetzen: Gerade Jugendliche und (junge) Erwachsene sollten auf ein gesundes Gleichgewicht und einen bewussten Umgang damit achten. Die Online-Kommunikation ist in vielen Fällen oberflächlicher und eindimensionaler – das geht zulasten von Nähe und Verbundenheit.
Psychologin und consentiv-Beraterin Julia Schweiger
Psychologische Beraterin Julia Schweiger

Berufstätige im Homeoffice

  • Die Arbeitswelt ist inzwischen eine hybride geworden, mit allen Vor- und Nachteilen. Die soziale Isolation im Homeoffice zählt zu den ungünstigen Effekten. Es gibt aber einiges, was Berufstätige bei der Remote-Work für sich tun können:

    Problem erkennen

  • Machen Sie sich bewusst, wann und in welchem Ausmaß Sie sich einsam fühlen. Vielleicht hilft es auch herauszufinden, welcher „Ich-Anteil“ unter Einsamkeit leidet? Womöglich fühlt sich das „berufstätige Ich“ isoliert, aber als Mutter genießen Sie das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern. Genießen Sie Ihre Freizeit bewusst mit Ihren Lieben – als Ausgleich zum „einsamen“ Berufsalltag.

    Kleine Rituale schaffen Klarheit

  • Um den Fokus zu halten und uns in der persönlichen Alltagsumgebung in den Arbeitsmodus zu bringen, helfen kleine Rituale.
    Atmen Sie vor Arbeitsbeginn bewusst drei Mal tief ein und aus.
    • Reservieren Sie sich wenn möglich einen Platz nur fürs Arbeiten.
    • „Markieren“ Sie den Feierabend mit einem bestimmten Duft (z. B. mit Raumspray, Aromalampe) oder läuten Sie ihn mit einem „Feierabend-Song“ ein.
  • Diese Momente bringen uns in Verbindung mit uns selbst – auch das hilft gegen Einsamkeit.

    Virtuelle Angebote nutzen

  • Manche Unternehmen haben für Mitarbeitende virtuelle Angebote etabliert – sei es ein morgendlicher Welcome-Chat oder Jour-fixe zu Wochenbeginn. Nutzen Sie die Möglichkeiten für einen Check-in, ehe es ins Tun geht. Besonders wertvoll, wenn man gemeinsam etwas schafft – sei es beim gemeinsamen Singen, Turnen oder Töpfern. Durch das Zusammenführen des Analogen mit dem Digitalen werden mehr Sinne angesprochen als beim Reden – wir erleben uns ganzheitlicher. 
    UNIQA hat etwa mit der Gemeinsam besser leben-Plattform, der Gesunden Viertelstunde, dem UNIQA Chor viele Angebote für Mitarbeitende geschaffen.

    Greifen Sie zum Hörer

  • Der Plausch mit Kolleg:innen in der Küche fällt im Homeoffice weg. Dabei sind informelle Gespräche der soziale Kitt, der die Gemeinschaft stärkt und festigt. Greifen Sie deshalb zwischendurch zum Hörer und fragen Sie, wie es der Kollegin geht – oder verabreden Sie sich zum gemeinsamen Mittagessen. Regelmäßige virtuelle Teammeetings, in denen Raum für informellen Austausch ist, sind ebenfalls förderlich.

Senior:innen

Nicht erst seit der Coronakrise fühlen sich gerade ältere Menschen oft einsam. Was älteren Menschen hilft, in Kontakt mit der Welt zu bleiben? Ein soziales Leben, das virtuelle und persönliche Begegnungen verknüpft, dürfte besonders wirksam sein.


Digitale Kanäle nutzen

Wo Jugendliche und jüngere Erwachsene zurückschrauben sollten, dürfen Senior:innen gern aufholen und sich digitale Fertigkeiten aneignen. Die digitalen Kontaktmittel, ergänzend zu persönlichen Treffen, bieten rasche Hilfe gegen Einsamkeit.

Lernen von der Jugend

Sie haben Berührungsängste vor digitalen Kommunikationsmitteln? Lassen Sie sich unterstützen, vielleicht von Ihren Enkeln oder Kindern. Das fördert den Kontakt mit den jüngeren Generationen, gemeinsame Erfolgserlebnisse verbinden zusätzlich. Das Aneignen neuer Fähigkeiten trainiert außerdem das Gehirn und stärkt die geistige Fitness.

Andocken in der Nachbarschaft

Schauen Sie, welche Initiativen es im Grätzel gibt bzw. welche Aktivitäten angeboten werden. Vielleicht möchten Sie selbst aktiv werden, indem Sie zum Beispiel Kinder beim Lernen unterstützen oder mit dem Nachbarhund Gassi gehen? Oder Sie werden von zuhause aus aktiv, indem Sie bei einer Hotline anderen Menschen zuhören. Es tut gut, sich selbstwirksam zu erleben. Besonders anregend sind auch in Sachen Ehrenamt generationenübergreifende Initiativen.

Tipps für jedes Alter

Aktivität in freier Natur, gemeinschaftliche Hobbys und geselliges Beisammensein – all das tut Groß und Klein gut.

Soziales Engagement und Hobbys

Neue Hobbys, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Vereinsaktivitäten helfen dabei, soziale Kontakte zu knüpfen und fördern das Gefühl von Zugehörigkeit.

Zeit für persönliche Treffen

Beim geselligen Beisammensein werden mehr Sinne angesprochen als beim virtuellen Austausch. Das unmittelbare, gemeinsame Erleben und die vielen Sinneserfahrungen – von Gerüchen, Körperkontakt, Momenten des Schweigens – berühren uns buchstäblich und werden im Körper abgespeichert.

Outdoor-Aktivitäten.

Bewegung im Freien hilft besonders wirkungsvoll gegen Einsamkeit. Es fördert das Gefühl von Verbundenheit, mindert Stress und depressive Verstimmungen. Sonnenlicht bewirkt einen „Gute-Laune-Boost“, hinzu kommen die vielen wohltuenden Sinneseindrücke in der Natur: Vogelgezwitscher, Bienensummen, Windrauschen, die Farben der Jahreszeiten.

Gut zu wissen

Im gemeinsam besser leben-Podcast haben wir ebenfalls über Einsamkeit im Alter gesprochen. Gleich reinhören!

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